Euer Zuhause - ein Ort der Freude?!
Eltern-Sein ist ein grosses Abenteuer.

Als ich mit 38 Jahren – nach 5 Jahren Kinderlosigkeit – endlich unerwartet schwanger wurde, begann eine neue und abenteuerliche Reise für mich. Unerwartet, weil ich den Kinderwunsch ans Universum zurückgegeben hatte. Ich wollte nicht mehr länger in einer Wartezone verweilen, ohne auf meinem Weg weitere Schritte zu tun. Und dann geschah das Wunder. Zu dieser Geschichte in einem anderen Post mal später mehr.
Schon mit 30 Jahren hörte ich den Ruf des «Mamiwerdens». Du kennst diesen Begriff nicht? Tja, kann sein. Es ist einer meiner persönlichen Begriffe. Mein Wunsch war es nämlich, Mami zu werden, nicht «Kinder zu haben». Für mich eine ganz eigene Sichtweise. Und das hat sich bis heute nicht verändert. Und darauf hatte ich also eine ganze Weile gewartet.
Vom hochfliegenden Glücksgefühl zur tiefen und schweren Trauer
Als ich am frühen Morgen im Oktober 2009 den Schwangerschaftstest in der Hand hielt, konnte ich das Pluszeichen nicht identifizieren. Phuuuhh, da sieht man wieder mal, was einem unser Hirn für komische Streiche spielen kann. Ich erwartete so sehr ein «Negativ-Minus», dass ich ratlos auf das Plus starrte. Bis mir nach ein paar Sekunden dämmerte: «Woaaaaaah! Ich bin schwanger!». In der Tat, der erstaunte Gynäkologe bestätigte mir am selben Tag per Serum-Blut-Test die Schwangerschaft in der 6 Woche.
Was waren wir glücklich über diese überraschende Wende, mein damaliger Mann und ich.
Doch dem hochfliegenden Glücksgefühl sollte schon bald tiefe und schwere Trauer folgen.
Um hier nicht zu weit auszuschweifen, hier die Kurzversion: Meine Mama erlag nur ein paar Wochen später völlig unerwartet an einem Aortariss und verstarb. Was danach folgte, war der pure Albtraum. Ihrer Beerdigung im November folgte schon im Februar des folgenden Jahres, die meines Papas. Er hatte ihren Tod nicht überwinden können. Im 5 Monat schwanger, verschickte ich die Trauerkarten gleichzeitig mit den Hochzeitseinladungen. Doch trotz dieser unendlichen Trauer, beide Elternteile in nur so kurzer Zeit verloren zu haben, erfreute ich mich einer glücklichen, freudvollen und gesunden Schwangerschaft. Im Mai feierten wir unsere Hochzeit, im Juni 2010 die Geburt unseres ersten Sohnes. Ein Geschenk des Himmels.
Die Odyssee nahm weiter ihren Lauf. Im September bemerkte ich den Beginn von Sehstörungen, im November lag ich notfallmässig im Krankenhaus. Diagnose: hochgradiger Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung (schwere Muskelschwäche des rechten Auges). Der bunte Strauss an Lerngeschenken: Doppelbilder – also alles doppelt sehen, Aussehen von Frankenstein mit einem nach rechts oben schielenden Auge (abzudecken mit einer Augenklappe – ja ja, so richtig Piratenmässig), 5 Monate junges Baby. Die beginnenden, schwer lastenden, Eheprobleme waren die Krönung dieses Horrortipps. Doch, na ja, wie soll ich sagen, die Rollercoaster-Fahrt ging weiter. Denn schon im Januar darauf, also im 2011, entdeckte ich zu meinem grössten Erstaunen meine zweite Schwangerschaft. Obwohl ich im Dezember noch eine erste Mens gehabt hatte, wuchs da ein neues Baby in meinem Bauch heran. Ein weiteres Geschenk des Himmels.
Der Umzug (da kein Autofahren mit Doppelbildern), verschlimmerte Ehesituation, kleines Baby und die erneute Schwangerschaft gingen Hand in Hand in mein Leben über. Und ich? Nun, ich versuchte einfach alles zu tragen. Irgendwie. Die unbändige Freude über dieses zweite kleine Menschlein, welches schon bald das Licht der Welt erblicken würde, gab mir die Kraft und Zuversicht, die ich brauchte, um auf welche Art und Weise auch immer, diese Höllenfahrt zu überleben.
Und wie es im Leben gerne auch mal so ist, folgte schon 9 Monate nach der Geburt unseres zweiten Sohnes unsere Trennung. Immerhin hatte die erneute Schwangerschaft eine positive Auswirkung auf meine Krankheit: Meine Sicht stabilisierte sich und ich konnte wieder einigermassen normal leben. War ja auch nötig. Wie hätte ich es sonst auch schaffen können? Ohne Eltern, ohne Mann, mit kaum Unterstützung von Familie, Umfeld und staatlichen Institutionen und ohne Job, stand ich da. Der Überlebenskampf sollte noch ein paar Jahre andauern.
Doch ich fand meinen Frieden.
Ich fand meinen Frieden. Mit all diesen Ereignissen. Mit all diesen Herausforderungen. Mit den Hürden und den kaum trocknenden Tränen, die Tag für Tag meiner Reise, in den dunkelsten Tagen durch die tiefsten Täler der Verzweiflung, flossen. Frieden mit dem Leben. Frieden mit der Welt. Frieden mit meiner Wut, meiner Angst, meiner Bitterkeit. So wollte ich nicht leben.
So wollte ich als Mami nicht meine Kinder grossziehen. Ich wollte ihnen ein Leuchtturm sein, eine kraftvolle, friedvolle und liebende Mutter, die auch Tränen zeigen darf und dennoch der Lebensfreude nicht versagt. Mein Motto: Mein Zuhause – ein Ort der Freude.
Und ja, es war nicht leicht in die Mamirolle zu finden. Überfordert durch die schwierigen Umstände, mit nur wenig Unterstützung und zwei Kleinkindern unter zwei Jahren… Was soll ich sagen? Es war hart. Sehr hart. Doch im Laufe der Zeit gewöhnte ich mich an die Situation, begann mich einzufinden, fand Lösungen und Strategien, die uns guttaten. Die funktionierten. Fand Zeit für mich, löste mich von Blockaden, meinem zu stark vorhandenen Egos und lernte, das Beste aus den Umständen zu machen. Die Freude kam, die Trauer